Stahl oder Strahl? Was dem Chirurg das Skalpell ist, ist dem Radioonkologe der Strahl. Gemeint ist eine extrem durchdringfähige Röntgenstrahlung. Dieser trifft auch in der Tiefe liegende Tumoren und zerstört ihn. Das Gerät, dass diese Art von Röntgenstrahlung erzeugt, heißt Linearbeschleuniger. Der Strahlerkopf, aus dem die Strahlung austritt, ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Die dahintersteckende Technik ist so komplex wie bei Flugzeugen. Fliegen kann der Linearbeschleuniger zwar nicht, dafür aber viel besser Elektronen beschleunigen.
Der Reihe nach: Am Anfang erzeugt das Gerät Elektronen. Sie erinnern sich: winzige Teilchen, die im Atom die Kerne umkreisen und eine negative Ladung besitzen. Diese Elektronen werden auf die Reise durch ein Beschleunigerrohr geschickt. In diesem Rohr wirken extreme (elektro-) magnetische Kräfte wie ein kleinstadtgroßer Riesensupermagnet auf die Elektronen ein. So kommt es zu einer unvorstellbaren Beschleunigung. Selbst Düsenjets sind dagegen Schnecken. Am Ende besitzen die Elektronen fast Lichtgeschwindigeit. Seit Einstein wissen wir: schneller geht’s nicht. Diese lichtschnellen Elektronen werden dann auf ein Metall (Fachsprache: „Target“) gelenkt. So schnell wie sie waren, so rasant werden sie jetzt abgebremst. Dabei wird deren enorme Energie in Bremsstrahlung umgewandelt, die gewünschte tiefenwirksame Röntgenstrahlung, die auf den Tumor gerichtet wird!