Die meisten Leitlinien sind aktuell

Die meisten Leitlinien sind aktuell

Für die Behandlung von Krebserkrankungen mit Strahlentherapie sind Leitlinien sehr wertvoll. In ihnen sind nämlich die Erkenntnisse aus aktuellen Studien zu Therapieempfehlungen zusammengefasst. Eine sehr hochwertige Arbeit, bei der Experten aus den verschiedenen Fachbereichen auf wissenschaftlicher Basis einen Konsens finden. Sie helfen dabei, für jeden einzelnen Patienten die passende Therapiestrategie zu finden. Sie geben dabei die standardmäßige Richtung vor. Bei besonderen Umständen kann es aber geboten sein, abzuweichen.

Damit der wissenschaftliche Fortschritt auch berücksichtigt wird, haben Leitlinien eine beschränkte Gültigkeitsdauer. Wir haben einmal ausgewertet, welche für die Strahlentherapie wichtigstenen Leitlinien noch aktuell sind. Gute Nachricht: die meisten. Mit dabei sind die ganz wichtigen, etwa für Brustkrebs oder Prostatakarzinom. Andere sind leider schon veraltet. Bei diesen Erkrankungen stehe uns aber europäische oder amerikanische Leitlinien zur Verfügung und natürlich die aktuelle, meist internationale Fachliteratur.

Krebs der Speiseröhre: Mehr Chancen durch Dreifach-Angriff!

Krebs der Speiseröhre: Mehr Chancen durch Dreifach-Angriff!

Wenn ein Speiseröhrenkrebs operabel ist, verbessert eine vorangestellte Kombinationstherapie aus Strahlen- und Chemotherapie die Heilungschance. Das ist seit der CROSS Studie bewiesen. Allerdings nur für Adenokarzinome – die bei uns besonders häufig vorkommen. Mit Strahlenchemotherapie lebten nach 5 Jahren 47% der Patienten, ohne waren es lediglich 34%. Je nach den Ursprungszellen für den bösartigen Tumoren unterscheidet man beim Speisröhrenkrebs Adenokarzinome und Plattenepithelkarzinome.

Jetzt hat eine chinesische Studie den Überlebensvorteil auch für Plattenepithelkarzinome nachgewiesen. Bei den Chinesen sind Plattenepithelkarzinome viel häufiger. Die Überlebensraten nach 3 Jahren lagen bei 69% (mit) gegenüber 59% (ohne Strahlen-/ Chemotherapie). Fünf- Jahresergebnisse liegen noch nicht vor.

Gute Nachrichten: Die Dreifachtherapie mit Strahlentherapie, Chemotherapie und anschließender Operation wird von der Strahlentherapie bereits seit einigen Jahren als Standardtherapie angesehen, auch beim Plattenepithelkarzinom. Auch wenn der wissenschaftliche Beweis erst jetzt auf dem Tisch liegt – schon vorher war es plausibel.

Literaturhinweis

  • van Hagen P, Hulshof MCCM, van Lanschot JJB, Steyerberg EW, Henegouwen MI van B, Wijnhoven BPL, et al. Preoperative Chemoradiotherapy for Esophageal or Junctional Cancer. N Engl J Med 2012;366:2074–84. doi:10.1056/NEJMoa1112088.
  • Yang H, Liu H, Chen Y, Zhu C, Fang W, Yu Z, et al. Neoadjuvant Chemoradiotherapy Followed by Surgery Versus Surgery Alone for Locally Advanced Squamous Cell Carcinoma of the Esophagus (NEOCRTEC5010): A Phase III Multicenter, Randomized, Open-Label Clinical Trial. J Clin Oncol 2018;36:2796–803. doi:10.1200/JCO.2018.79.1483.

Was ist ein Linearbeschleuniger?

Stahl oder Strahl? Was dem Chirurg das Skalpell ist, ist dem Radioonkologe der Strahl. Gemeint ist eine extrem durchdringfähige Röntgenstrahlung. Dieser trifft auch in der Tiefe liegende Tumoren und zerstört ihn. Das Gerät, dass diese Art von Röntgenstrahlung erzeugt, heißt Linearbeschleuniger. Der Strahlerkopf, aus dem die Strahlung austritt, ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Die dahintersteckende Technik ist so komplex wie bei Flugzeugen. Fliegen kann der Linearbeschleuniger zwar nicht, dafür aber viel besser Elektronen beschleunigen.

Der Reihe nach: Am Anfang erzeugt das Gerät Elektronen. Sie erinnern sich: winzige Teilchen, die im Atom die Kerne umkreisen und eine negative Ladung besitzen. Diese Elektronen werden auf die Reise durch ein Beschleunigerrohr geschickt. In diesem Rohr wirken extreme (elektro-) magnetische Kräfte wie ein kleinstadtgroßer Riesensupermagnet auf die Elektronen ein. So kommt es zu einer unvorstellbaren Beschleunigung. Selbst Düsenjets sind dagegen Schnecken. Am Ende besitzen die Elektronen fast Lichtgeschwindigeit. Seit Einstein wissen wir: schneller geht’s nicht. Diese lichtschnellen Elektronen werden dann auf ein Metall (Fachsprache: “Target”) gelenkt. So schnell wie sie waren, so rasant werden sie jetzt abgebremst. Dabei wird deren enorme Energie in Bremsstrahlung umgewandelt, die gewünschte tiefenwirksame Röntgenstrahlung, die auf den Tumor gerichtet wird!

Was ist Brachytherapie?

Was ist Brachytherapie?

Erfolgreich bei Prostatakrebs.

Brachytherapie ist Bestrahlung von innen – mit hoher Dosis. Die Strahlenquelle wird in (oder an) die bestrahlte Region verbracht. Sie ist bei Prostatakrebs die Alternative zur Operation. Denn sie ist schonender und kann auch genutzt werden, wenn ein chirurgischer Eingriff nicht möglich ist. Bei lokal fortgeschrittenen Tumoren ohne Metastasen ist sie sogar erfolgreicher.

Die Abteilung für interventionelle Strahlentherapie der Radiologie Vechta arbeitet mit der HDR-Brachytherapie im Afterloding-Verfahren (Nachlade-Verfahren). Das heißt, es werden zunächst dünne Hohlnadeln in die Prostata eingebracht. Erst danach wird eine hochaktive Strahlenquelle aus einem Tresor von außen computergesteuert in jede der Hohlnadeln der Reihe nach “nachgeladen”. Die Dosierung kann so millimetergenau optimiert werden. Kein Verfahren zur Behandlung des Prostatakarzinoms ist präziser. Jede dieser HDR-Brachytherapien nimmt 1-2 Stunden in Anspruch. Diese Zeit verschläft der Patient in Narkose. Die Prostata selbst wird effektiv über nur 5-6 Minuten bestrahlt. Der gesamte Behandlungsplan umfasst zwei dieser Brachytherapien sowie einer äußeren Bestrahlung  über 5 Wochen mit 25 Einheiten.

Die Abteilung für interventionelle Strahlentherapie wird seit ihrem Bestehen 2008 von Herrn Wojciech Kacpura, Facharzt für Strahlentherapie geleitet. Bereits mehr als 1.000 Brachytherapien hat sie durchgeführt. Sie ist in Niedersachsen “Marktführer”, keine andere Ambulanz für Strahlentherapie führt diese Methode häufiger durch. Dabei arbeitet die Radiologie Vechta eng mit Urologen aus der Region zusammen – zum Beispiel im Arbeitskreis “Prostata Niedersachsen Mitte” – und freut sich mit den Kollegen und vor allem mit den Patienten über die sehr guten Ergebnisse der Brachytherapie.

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